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Bruder Jakob – Schläfst du noch?
Ein Film wider das Schweigen

Einen lieben Menschen durch Suizid zu verlieren, ist eine außerordentlich schmerzhafte und traumatische Erfahrung, die das Leben meist nachhaltig und über lange Zeit verändert. Für viele Betroffene wird das Leben nie mehr so, wie es einmal war.

Laut aktuellem Suizidbericht sind im Jahr 2016 in Österreich 1.204 Menschen durch Suizid gestorben, das sind zweieinhalb Mal so viele wie im Straßenverkehr (Suizidbericht 2017).
Doch Suizid betrifft noch wesentlich mehr Menschen – es sind all jene, die den Verstorbenen in irgendeiner Weise nahestanden. Wir können davon ausgehen, dass jede/r Suizidtote mindestens 6 Angehörige hinterlässt, neben einer Reihe von FreundInnen und KollegInnen.

Auf den Suizid eines Angehörigen kann sich niemand vorbereiten. Er trifft mitten ins Herz und in die Seele. Und er erschüttert die selbstverständliche Annahme, dass Menschen leben wollen und nicht ihren eigenen Tod herbeiführen.

Diese Todesart wirft viele quälende Fragen auf, verursacht Schuldgefühle, Hilflosigkeit, Wut, starke Verunsicherung und viele andere Empfindungen, mit denen umzugehen sehr überwältigend sein kann. Um einen nahestehenden Menschen zu trauern ist eine schwere psychische Aufgabe und ein sich über Jahre erstreckender Prozess. Für Hinterbliebene nach Suizid gilt das in besonderem Maß, denn ihre Trauer ist häufig schwieriger, komplexer und dauert länger. Sie gelten zudem als Risikogruppe für suizidales Verhalten. Professionelle Unterstützung (Beratung/Psychotherapie) und Selbsthilfegruppen bieten vor diesem Hintergrund äußerst wertvolle und essentielle Hilfestellung.

Viele Hinterbliebene können nicht mit Unterstützung aus ihrem sozialen Umfeld rechnen. Suizid ist immer noch ein Tabuthema, es löst Ängste, Abwehr und nicht zuletzt viel Hilflosigkeit aus. Daraus folgt ein großes Schweigen in der Gesellschaft, in dessen Schatten Hinterbliebene oft beschämt, isoliert, und mit ihrem Schmerz und ihrer Verwirrung allein gelassen sind.
Die Situation Hinterbliebener, ihre hohe Anzahl und ihre Bedürfnisse werden in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.

Bruder Jakob – Schläfst du noch? setzt exakt an diesem Punkt an.
Der Film zeigt die Trauer Hinterbliebener und bringt zur Sprache und ins Bild, was so häufig totgeschwiegen wird, obwohl es so viele Menschen betrifft. Er ist ein gleichermaßen gesellschaftlich relevantes wie persönlich mutiges und ein vor allem für Betroffene ermutigendes Projekt.

Die Brüder Bohun lassen das Kinopublikum teilhaben an ihren Reaktionen auf den für sie völlig überraschenden Suizid Jakobs, ihrer intensiven Auseinandersetzung damit, genauso wie an ihrer Suche nach den einzelnen Puzzleteilen seiner möglichen Hintergründe.

Der Film zeigt die Suche der Brüder nach den Beziehungen zueinander, nach der Beziehung zum Verstorbenen, ihre dahingehenden Unsicherheiten und ihre Hilflosigkeit angesichts des abschiedslosen Beziehungsabbruchs durch den Suizid. Er vermittelt aber auch etwas von ihrer Liebe zu Jakob, ihrer Sehnsucht nach ihm und danach, zu verstehen, was ihn dorthin geführt haben mag. 

Gleichzeitig wird deutlich, wie viel offen bleibt und bleiben muss auf der Suche nach dem Verstehen und der Annäherung an die abgrundtiefe und einsame Not ihres Bruders, die ihn den unumkehrbaren Schritt tun ließ. Diese Räume bleiben Hinterbliebenen letztlich verschlossen. Suizid ist ein in jeder Hinsicht einsamer Tod.

Was bleibt am Schluss dieses Films ist einerseits die große und schmerzhafte Frage, wieso es Jakob nicht möglich war, sich Hilfe und Unterstützung zu holen, weder bei seiner Familie noch bei professionellen HelferInnen. Sie sollte Anstoß zur Reflexion darüber geben, wie es um die eigene Bereitschaft steht, in seelischen Krisen Hilfe in Anspruch zu nehmen oder nahestehende Menschen dabei zu unterstützen, das zu tun.

Andererseits bleibt der Eindruck, die Brüder Bohun auf einem Teil ihres Weges durch die Trauer und zueinander begleitet zu haben. Und nicht zuletzt die doch hoffnungsvolle Bemerkung des Regisseurs, Jakobs Tod sei für ihn Aufforderung zum Leben. Vielleicht ist das so trotz – oder gerade wegen – seiner Trauer um ihn. 

Dr. Regina Seibl
pro mente tirol
SUPRA – Suizidprävention Austria
ifsg – Institut für Suizidprävention Graz